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Zur Entwicklung des Bergbaus im Schwarzwald | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Als Geburtsstunde des Bergbaus im Schwarzwald darf wohl der Moment gelten, als vor annähernd 7000 Jahren im Wald von Sulzburg der erste Quarzit-Geröllschlägel gegen eine Felswand geschlagen wurde. Die damaligen Anstrengungen waren allerdings wohl eher sporadisch und auf die unmittelbare Gewinnung von Farbpigmenten gerichtet. Als Abbaumethode kam eine zermalmende Schlagtechnik zum Einsatz, bei der das anstehende Gestein und damit der begehrte Rohstoff (Hämatit) quasi zertrümmert wurde. Anschließend wurde das kleinstückige Material auf Mahlsteinen zerrieben, um ein rotes Pigment-Pulver zu erhalten, welches vermutlich zu kultischen Zwecken verwendet wurde.
Seither nahm die Weiterentwicklung des Bergbaus ihren Lauf und irgendwann wurde, vermutlich nur zufällig, durch Einwirkung von Hitze zum ersten Mal Metall erschmolzen. Danach bedurfte es nur noch eines kleinen Schritts bis zum zielgerichteten Abbau von Metallerzen zum Zwecke der Metallgewinnung. Doch noch waren es hierbei nur ein paar wenige Menschen einer vielleicht bronzezeitlichen Sippe, welche vom Abbau über die Zerkleinerung und Konzentration bis zur Verhüttung alle Tätigkeiten selbst ausübten. Nach dieser ersten Bergbau-Epoche, in welcher der Mensch gelernt hatte mineralische Rohstoffe für sich zu nutzen, folgten viele weitere Epochen, in deren Verlauf die Gewinnungsmethoden stetig angepasst und verfeinert wurden. Durch den Prozess der Spezialisierung folgte schließlich die Aufteilung des Bergbaus in verschiedene Tätigkeitsbereiche und führte somit zum hoch angesehenen Berufsstand des Bergmanns. Als die leicht zugänglichen, oberflächennahen Bereiche der Erzgänge ausgebeutet waren und gleichzeitig mit zunehmender Teufe Probleme mit Wasserhaltung und Frischluftzufuhr auftraten, mussten immer größere Anstrengungen unternommen werden, um an die begehrten Erze zu gelangen. Da aber weiterhin ein steigender Bedarf an Wertmetallen bestand, waren die Bergleute gezwungen den Erzgang mit tiefer gelegenen Stollen (den jeweils am tiefsten gelegenen Stollen bezeichnet man als Erbstollen) zu erschließen, um die höher gelegenen Grubenbaue zu unterfahren. Die Stollen wurden dann mit Schächten verbunden, wodurch das Abfließen des Grubenwassers entscheidend verbessert werden konnte. Selten war es aber möglich aufgrund der Topographie diesen Erbstollen direkt auf den Erzgang anzusetzen, sondern er musste oftmals querschlägig zum Erzgang durch taubes Gestein vorangetrieben werden, ein Umstand, welcher eine lange Zeit sehr hohe Kosten verursachte und keinen Gewinn einbrachte. Ein weiterer entscheidender Faktor der ansteigenden Gestehungskosten bestand darin, dass von den Alten die ertragreichsten Erzpartien bereits abgebaut waren und nun die übrigen Gangbereiche mit geringerem Erzanteil gewonnen werden mussten.
Der rapide Anstieg der Kosten hatte zur Folge, dass die Gruben nicht mehr als Kleinbetrieb geführt werden konnten. Es wurde Kapital benötigt und man fand es bei reichen Geldgebern in den Städten oder bei den Landesherren. Diese Entwicklung bedeutete einen gewaltigen Umbruch und führte letztendlich zur Trennung von Arbeit und Kapital. Es kam zur Bildung von bergrechtlichen Gewerkschaften, deren Mitglieder (die Gewerken) Anteilseigner einer Grube waren. Die Anteilsscheine einer Grube nannte man Kuxe, vergleichbar mit den heutigen Aktien, allerdings waren die Kuxe mit der Pflicht zur Zubuße bei weiterem Kapitalbedarf versehen (zum Beispiel bei ausbleibendem Gewinn durch schlechte Erzanbrüche). Im Laufe seiner 7000-jährigen Geschichte hat der Bergbau Höhen und Tiefen erlebt. Neben den geologischen Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Konzentration der Wertmetalle im Erzgang, Mächtigkeit der Vererzung oder auch Kontinuität der Erzführung, waren auch andere Faktoren maßgeblich an der Entwicklungsgeschichte des Bergbaus beteiligt. Als erstes ist hierzu das Klima zu nennen. Nachforschungen haben ergeben, dass es etwa in der Zeit von 1100 bis 1400 eine ausgesprochene Warmphase gegeben hatte, welche sich äußerst günstig auf den Anbau von Nahrungsmitteln und somit in der Folge auf Siedlungstätigkeit und Bergbau ausgewirkt hatte. Innerhalb dieser Warmphase ist auch die Blütezeit des mittelalterlichen Bergbaus auf Silber und Kupfer zu verzeichnen. Negativ dagegen wirkten sich verheerende Pest-Epidemien, das große Erdbeben von 1356 und die zahllosen Kriege aus.
Nach langer Zeit ohne nennenswerte Aktivitäten erlebte der Bergbau durch die Weiterentwicklung der Bergbautechnik gegen Ende des 17. Jahrhunderts eine zweite Hochphase. Jetzt standen ehemals unrentable Gruben wieder im Mittelpunkt des Interesses, weil durch höhere Abbauleistungen in den geringer vererzten Gangbereichen wieder Gewinn erwirtschaftet werden konnte. Zudem brachten Erfindungen, wie zum Beispiel die Verwendung des Kobalts zur Herstellung von blauer Farbe, neue Absatzmöglichkeiten. Nun konnten auch ehemals achtlos auf Halde geworfene oder als Versatz im alten Mann eingebrachte Erze ohne größere Mühen leicht gewonnen werden. Hierzu wurden viele alte Halden gründlich durchgekuttet. Die (vorerst) letzte Phase im 20. Jahrhundert resultierte aus der Nutzbarmachung von Zinkblende, Baryt und Fluorit. bis in den 70er Jahren sinkende Weltmarktpreise den Schwarzwälder Erzbergbau (bis auf momentan eine Ausnahme) zum Erliegen brachte. Jedoch mehren sich die Überlegungen aufgrund der aktuellen Entwicklung des Weltmarkts, ob nicht vielleicht wieder ein rentabler Bergbau im Schwarzwald möglich sein könnte. Immerhin wurde der Bergbau nicht wegen erschöpfter Vorräte eingestellt. |